Fachzeitschrift ’technische kommunikation’ 5/2009
Rubrik: Praxistipps FrameMaker

Farbenspiele

Ute Mitschke

Farbe gilt als wichtiger Teil der visuellen Wahrnehmung und wird in Adobe FrameMaker für unterschiedliche Funktionen eingesetzt: zum Gestalten der Dokumente und zum Sichtbarmachen zugewiesener Bedingungen. Aber auch beim Einfügen von Inhalten über die Zwischenablage oder beim Import von Dokumenten und Formaten werden Farben unbemerkt ergänzt oder ersetzt. Bei der Aktualisierung von Büchern können dadurch inkonsistente Farben angemerkt werden und zu Problemen bei der Ausgabe farbiger PDF-Dokumente führen.

Farbsysteme

FrameMaker arbeitet mit drei verschiedenen Farbsystemen, die sich in Farbtiefe und -raum unterscheiden. Die Farbsysteme sind RGB (Red Green Blue), CMYK (Cyan Magenta Yellow blacK) und HLS (Farbton = Hue, Helligkeit = Lightness, Sättigung = Saturation).

RGB ist der „Naturzustand“ von Bilddateien, denn Scanner und Digitalkameras nehmen Bilddaten im RGB-Modus auf. In RGB ergeben hohe Farbwerte hellere Farbtöne – vorstellbar mit „je mehr Licht, umso heller“. CMYK entspricht den Druckfarben des Offsetdrucks. Hohe Farbwerte ergeben dunklere Farbtöne, denn je mehr Farbpigmente aufgetragen werden, umso dunkler wird das Erscheinungsbild. Sollen Druckfarben mit dem Monitor via RGB simuliert werden, kann das Druckergebnis stark von der Bildschirmanzeige abweichen – bei Röhrenbildschirmen sehr viel deutlicher als auf LCD-Displays.

Das passende Farbsystem für ein Dokument hängt vom Verwendungszweck der Ausgabeformate des Dokuments ab. Verschiedene Ausgabeformate, zum Beispiel PDF für Offset-Druck oder für Web, können prinzipiell mit jedem Farbsystem erzeugt werden, wenn dabei akzeptiert wird, dass automatische Routinen für die Konvertierung von einem Farbsystem in ein anderes zur Anwendung kommen. Die nachträgliche, automatische Konvertierung von RGB nach CMYK ist allerdings fehleranfällig. Sie setzt zum Beispiel Screenshots nicht optimal um, weil darin die grauen Flächen und der schwarze Text mit Anteilen aus allen Farben realisiert werden. Das kann zu farbstichigen grauen Flächen führen. Die in den Screenshots enthaltene Schrift würde mit 400?% Farbdeckung gedruckt, dabei verlaufen und unscharf werden.
Wenn entschieden werden muss, welches Ausgabeformat diese automatische Konvertierung am leichtesten verträgt, helfen folgende Fragen bei der Entscheidung:

 

  • Druck einer farbigen Dokumentation – steckt die Farbe ausschließlich in Fotos mit vielen Farbnuancen? Es kann sowohl in CMYK als auch mit einem RGB-Farbprofil gearbeitet werden.
  • Druck einer farbigen Dokumentation – steckt die Farbe überwiegend in farbigen Grafiken, Linien oder Screenshots? Es ist empfehlenswert, CYMK zu nutzen und alle Screenshots vorher zu konvertieren und so zu bearbeiten, dass Grautöne und Schwarz nur durch den Schwarz-Kanal abgebildet werden. Das nachträgliche Konvertieren nach RGB für andere Ausgabeformate, zum Beispiel Online-Hilfen, ist dagegen unkritisch.
  • Druck einer Dokumentation in Graustufen – es empfiehlt sich, alle Bilder vorher in Graustufen umzuwandeln, um sicherzustellen, dass der Kontrast der Details den Anforderungen entspricht. Das nachträgliche Konvertieren nach RGB mit Anzeige grauer Farbwerte für andere Ausgabeformate, zum Beispiel Online-Hilfen, ist meist unkritisch.
  • Druck einer Dokumentation in Graustufen sowie Darstellung auf dem Bildschirm in Farbe – um den Detailkontrast in den Graustufenbildern zu gewährleisten, ist es sinnvoll, zwei verschiedene Grafikversionen zu erzeugen und alle Bilder für den Druck aus RGB in Graustufen umzuwandeln. Natürlich kann vorher getestet werden, ob die sich ergebende Qualität ausreichend ist, wenn PDF nur für den Druck automatisch in Graustufen umgewandelt wird.

 

Die Fallunterscheidung lässt sich noch differenzierter fortführen. Mit Testausgaben für alle Ausgabeformate und dem Einsatz des Preflight-Werkzeugs von Adobe Acrobat können die Ergebnisse überprüft werden. Es empfiehlt sich, bei der Druckausgabe besonderes Augenmerk auf die Umsetzung von schwarzen/grauen feinlinigen Details zu legen, indem dafür die Ausgabenvorschau eingesetzt wird. So ist es möglich, seitenweise die Details für jede Prozessfarbe anzusehen. Wenn schwarz beziehungsweise grau erscheinende Details Farbanteile von Cyan, Magenta und Gelb enthalten, muss geprüft werden, ob die Druckqualität dadurch beeinträchtigt wird und Details unscharf aussehen.

Farbtypen und -bibliotheken

Im Dialogfeld zum Definieren von Farben wird zwischen „Schmuckfarben“, „Prozessfarben“, „Aufhellung“ und „Nicht drucken“ unterschieden. Für den Offsetdruck werden Farben entweder als Schmuck- oder Prozessfarbe gekennzeichnet. Der Begriff Schmuckfarbe bezeichnet eine Farbe, die fertig gemischt aus einer Trommel der Druckmaschine gedruckt wird. Mit einer Schmuckfarbe kann in einem Dokument eine Farbe angelegt werden, die unbedingt farbverbindlich sein soll, zum Beispiel die Farbe eines Firmenlogos oder des Corporate Designs.
Im Programm stehen die Farbtöne verschiedener internationaler Farbbibliotheken zur Auswahl. Die in vielen deutschen Druckereien eingesetzte HKS-Reihe ist aber nicht dabei.

Mit Prozessfarben sind alle Farbtöne gemeint, die beim Drucken aus den CMYK-Farben zusammengesetzt werden. Je nach Rastergröße – am leichtesten in einem groben Zeitungsdruck – können die Farbpunkte in den vier Farben erkannt werden.

Die Funktion „Aufhellung“ ist sehr gut geeignet, um dokumentweit konsistent eine Farbe in verschiedener Sättigung einzusetzen. Beispiel: Eine Basisfarbe wird definiert, die einer 100?% Sättigung entspricht. Die Farbe kann nun mit 15?% Aufhellung als Pastell-Variante genutzt werden, um Tabellenzellen zu schattieren.

Wenn verschiedene Sättigungen derselben Farbe benötigt werden, sollte für jeden Farbton eine Farbe definiert werden. Soll die Sättigung dieser Farbe später geändert werden, wirkt sich die Änderung der Farbe sofort auf das gesamte Dokument aus.

Abb. 1: Dialogfelder zum Definieren von Farben und Auswählen einer Farbe aus einer Farb-Bibliothek

Verwendung von Farben

„Farben“ im Sinne der FrameMaker-Logik sind – ganz ähnlich wie Absatz- oder Zeichenformate – Objekte mit bestimmten Eigenschaften. Sie existieren in den Dokumenten unabhängig von ihrer Verwendung. So ist es möglich, ein und dieselbe Farbnuance mehrfach mit verschiedenem Namen als Farbe zu definieren.

Für die Bezeichnung von Farben hat es sich bewährt, Namen einzusetzen, die sich am Zweck der Verwendung der Farbe orientieren. Ein Beispiel soll dies verdeutlichen: In einem FrameMaker-Buch soll jedes Kapitel eine eigene Schmuckfarbe und zwei Aufhellungen davon erhalten, um Tabellenschattierungen, Rahmenfarben oder Layoutelemente zu definieren. Um die Formate global über das gesamte Buch handhaben zu können, sollen die Farben in allen Dokumenten in der Anwendung gleich benannt werden.

Für die Realisierung werden Farben definiert, die ihre Eigenschaft vererbt bekommen. Es werden dafür drei verschiedene Definitionsebenen konzipiert: Grundebene ist die Definition der Schmuckfarben. Jedes Kapitel bekommt eine eigene Schmuckfarbe. Die Farben können „Kapitel1“, „Kapitel2“ … benannt werden. Für den Einsatz in den Formaten wird in der zweiten (gedachten) Ebene eine Farbe mit dem Namen „Kapitel“ definiert. Die Farbe Kapitel wird definiert als 100?% Aufhellung von „Kapitel1“ oder „Kapitel2“. Da beim Synchronisieren der Formate (Formatimport) über das gesamte Buch die Definition der Farbe „Kapitel“ vermutlich öfter überschrieben wird, ist es empfehlenswert, vor der Ausgabe in jedem Kapitel noch einmal die Farbe „Kapitel“ als 100?%-Aufhellung der passenden Kapitelfarbe zu definieren.

Die dritte gedachte Farben-Ebene ist die Ebene der Halbtonfarben, die dann für die Schattierung und Rahmen eingesetzt werden. Dazu wird zum Beispiel für einen 20?% Tonwert für eine Tabellenschattierung die Farbe „Tabellenschattierung“ als 20?% Aufhellung der Farbe „Kapitel“ definiert. Für die Rahmenfarbe der verankerten Rahmen kann die Farbe „Rahmen“ mit 50?% Aufhellung von „Kapitel“ eingerichtet werden. Werden noch weitere Halbtonwerte benötigt, werden diese auch wieder jeweils als Aufhellung von „Kapitel“ definiert und dann in den Formatdefinitionen zugewiesen.

Werden Farben und Aufhellungen einzeln auf Tabellen oder Objekte zugewiesen, ergibt sich bei gewünschten Änderungen ein erheblicher Aufwand. Die Farbwerte müssen bei jedem Objekt einzeln neu definiert werden. Bei konsequenter Arbeit mit vordefinierten Farben kann man sich diese mühevolle Arbeit sparen. Mit wenigen Mausklicks kann der Wert dokumentübergreifend geändert werden.

Abb. 2: Vererben von Farbdefinitionen erleichtert das nachträgliche Anpassen von Farbwerten.

Eine Unterstützung beim farblichen Umgestalten von Dokumenten bietet das FrameScript „Farben ersetzen“ [1], mit dem Farbwerte ausgetauscht und Änderungen gleich auf Formate und Objekte angewandt werden können.

Ausgabe farbiger Dokumente

In allen FrameMaker-Versionen ist es möglich, Dokumente farbsepariert auszugeben. Diese Funktion kommt aus der Zeit, als für das Präparieren von Offset-Druckplatten Filme belichtet wurden. Entsprechend werden bei der separierten Ausgabe auch alle Farben mit Schwarz dargestellt.

Da sich inzwischen das so genannte Composite-PDF als Dateiformat für den Offsetdruck etabliert hat, besteht die Forderung, farbverbindlich PDF-Dokumente aus FrameMaker auszugeben.

Solange beim Arbeiten unter MS Windows im Dokument Schrift und Schattierungen nur in Schwarz oder Aufhellungen von Schwarz und jedes grafische Element als CMYK-EPS-Datei importiert wurde, kann für den Offsetdruck aus jeder FrameMaker-Version ein PDF ausgegeben werden, in dem die Farben im CMYK-Modus definiert sind. Mit der Version FrameMaker 9 hat sich der recht umständliche Umgang mit farbigen Objekten entspannt, denn aus FrameMaker 9 (nach Update auf Version 9.02) kann nun PDF erzeugt werden, in dem die Farbdefinitionen direkt ins PDF übertragen werden.

Links

[1] www.i-frame.itl.info/replacecolors.html

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