Fachzeitschrift 'technische kommunikation' 3/2009
Rubrik: Praxistipps FrameMaker

Mit Version 9 in die Gegenwart

Ute Mitschke

Anfang des Jahres hat Adobe Version 9 von Adobe FrameMaker auf den Markt gebracht. FrameMaker 9 kann entweder einzeln oder als Bestandteil der Technical Communication Suite 2 erworben werden. Zahlreiche neue Funktionen sollen die Arbeit in der Technischen Kommunikation vereinfachen. Am besten gibt ein Probelauf darüber Auskunft.

Was nicht auf den ersten Blick als Funktionalität der neuen Programmversion zu sehen ist, steckt hinter der Frage: Lässt sich FrameMaker 9 einfach mal so testen? Also, Testversion laden, installieren und einsteigen in die neue Welt? Zunächst: Nachdem schon die Vorgängerversion nur noch für Windows und UNIX zur Verfügung standen, wird für Apple Macintosh und Unix nur noch ein Upgrade ab Version 7.0 auf eine FrameMaker-9-Windows-Lizenz angeboten. Ein Test gelingt also nur auf Windows.

Steht ein Rechner zur Verfügung, dann sind folgende Mindestanforderungen notwendig: 1 GHz Prozessor und mindestens 512 MB Arbeitsspeicher, besser 1 GB RAM. Zusätzlich Windows XP mit Service Pack 2, besser SP 3. Zu beachten ist auch, dass FrameMaker 9 auf 64-bit-Systemen nicht läuft.

Entgegen den Systemanforderungen, die eine minimale Bildschirmauflösung von 1024 x 768 Punkten nennen, empfiehlt sich eine höhere Auflösung, um Platz für die vielen Paletten und Dialogfenster zu haben. Nach der Adobe-Terminologie werden diese Paletten auch „Pods“ und „Panels“ genannt. Bei der Arbeit mit XML ist es zudem angenehmer, mit zwei Monitoren arbeiten zu können, um ausreichend Platz für die neue Programmoberfläche zu haben.

Der erste Programmstart

Nach erfolgreicher Testinstallation und dem ersten Programmstart erkennt der Anwender bisheriger FrameMaker-Versionen auf den ersten Blick nur wenig wieder.


Abb. 1: Die Programmoberfläche von Version 9

Die Programmoberfläche wurde völlig neu gestaltet und erinnert an die aktuellen Versionen von Photoshop, Illustrator und InDesign: Die frühere Quick­Access-Leiste ist Symbolleisten gewichen, die vielen Dialogfelder sind zu Paletten geworden, die sehr angenehm wie Register hintereinander angeordnet werden können. Sowohl in der Programmoberfläche als auch in der Online-Hilfe zu FrameMaker 9 wird der Begriff Palette ersetzt durch die Worte Panels und Pods.

Im ersten Augenblick scheint man schmerzlich die Symbole am Dokumentfenster zu vermissen, die die Format-Kataloge öffnen. Der Anwender findet sie dann aber über das Menü „Fenster“, darin im Untermenü „Fenster“ oder über die bekannten Befehle in den wenig veränderten Menüleisten. Einmal angewählt, kann zum Beispiel ein Katalogfenster in einer Palette angeordnet werden. Und wenn der Anwender mit den auf dem Bildschirm verfügbaren Paletten und deren Einteilung und Sortierung zufrieden ist, kann er diesen Arbeitsbereich sichern, indem er oben rechts im Programmfenster die etwas unscheinbare Liste aufklappt und der Programmoberfläche einen Namen gibt. Die Möglichkeit, die eingerichtete Programmoberfläche sichern zu können, ist eine sehr angenehme Funktion von Version 9. Sie erlaubt zudem eine schnelle Umschaltung zwischen verschiedenen gespeicherten Einstellungen, wenn häufig wechselnde Aufgabe erfüllt werden müssen oder wenn beim Programmstart eine definierte Programmoberfläche zur Verfügung stehen soll.

Abb. 2: Arbeit mit Pods und Panels

Abbildung 2 zeigt die Programmoberfläche mit einem geöffneten Dokument und der neuen Grafik-Werkzeugleiste, die wie bisher über das „Menü Grafik > Werkzeuge“ geöffnet wird. Daneben zeigt die Abbildung den Absatzformat-Designer als abgetrennte Palette. Diese Palette öffnet sich auf bekanntem Weg mit dem Befehl „STRG+M“ oder über das Menü „Format > Absätze > Gestaltung“, alternativ neu im Menü „Fenster > Fenster > Absatzgestaltung“.

Unterhalb des Dokumentfensters ist ein Bereich mit ineinander geschachtelten Pods, so der FrameMaker-interne Ausdruck, für Variablen, Marken, bedingten Text, Querverweise und Texteinschübe zu sehen. Über den Registerreiter können die Pods in den Vordergrund gestellt werden.

Am rechten Rand des Programmfensters befindet sich eine Reihe zusammengeklappter Paletten, „Docks“ genannt, in denen die Palette mit dem Buchfenster aufgeklappt ist. Damit der Anwender Platz zum Bearbeiten eines Dokuments hat, lassen sich die Paletten verkleinern oder ausblenden. Mit der Anwahl des gespeicherten Arbeitsbereichs – rechts oben in der Titelleiste des Programmfensters – sind alle gewünschten Paletten wieder sichtbar.

Umgang mit umfangreicher Dokumentation

Besonders den Anforderungen an sehr große Dokumentationen mit kapitelweisen Verzeichnissen und Gesamtverzeichnissen wurde Rechnung getragen und die Funktion „Buch im Buch“ realisiert. Zusätzlich können in einem Buch auch Dateien eingefügt werden, die keine FrameMaker-Dokumente sind. Das ist besonders für die Nutzung mit XML von Vorteil.

PDF mit CMYK und direkter Prüfung

Was lange auf sich warten ließ und nun möglich ist: Unter Windows können PDF-Dateien erzeugt werden, in denen das Farbmodell CMYK aus FrameMaker auch im PDF ankommt. Tests zeigen, dass der bewährte Prozess, Bilder bereits im CMYK-Farbmodell angelegt und als EPS referenziert, nach wie vor eine sehr gute Lösung ist. Farbige Schrift wird nun auch im CMYK-Modus ins PDF übernommen. Da einige Filter für Grafik und PDF jedoch noch nicht ganz fehlerfrei funktionieren, ist es empfehlenswert, vor der Umstellung der Dokumente auf nativen CMYK-Einsatz in Tests die Grenzen zu ermitteln. Seit Mitte März 2009 bietet Adobe ein Update an, das besonders für die richtige Umsetzung von Grafiken mit CMYK im PDF-Format sorgt und zusätzlich zur Installation empfehlenswert ist.

Kommentar-Workflow mit FrameMaker 9 und PDF

Ähnlich wie in MS Word existiert in Version 9 nun die Möglichkeit, PDF zu erstellen und direkt zur Überprüfung zu senden. Das PDF wird damit gleich zum Kommentieren in Adobe Reader freigeschaltet. Nach erfolgter Kommentierung können die Kommentare zu diesen Dokumenten zurück ins FrameMaker-Dokument importiert werden und erscheinen dann als Marken mit Kommentaren oder als farbig gekennzeichneter Text, zum Beispiel rot durchgestrichen für entfernten Text und grün für eingefügten Text. Die farbige Kennzeichnung wird über spezielle Bedingungsformate realisiert. Dieser Prozess ist in die schon seit FrameMaker 8 verfügbare Methode zur Änderungsverfolgung integriert worden.

Fazit

Die neue Version und das schnell nachgelieferte Update beweisen, dass Adobe es ernst meint mit der Weiterentwicklung von FrameMaker. Nach Unicode in FrameMaker 8 hat Adobe nun die letzten offensichtlichen „Altertumsspuren“ beseitigt. Das Programm scheint in der technischen Gegenwart angekommen zu sein. Der Umstieg von FrameMaker 7 oder früheren Versionen lässt sich wärmstens empfehlen. Dennoch bleibt Platz für weitere dringend benötigte Neuerungen wie die Arabisch-Unterstützung und die direkte PDF-Ausgabe. Auch schlummern im Code tief versteckt einige Altlasten, zum Beispiel die fehlende Unterstützung der Windows-Oberfläche.

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