Fachzeitschrift 'technische kommunikation' 5/2012
Rubrik: Praxistipps FrameMaker
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Marken - Mauerblümchen mit Potenzial

Ute Mitschke

Ein Autor kann die Funktionalität eines FrameMaker-Dokuments erweitern, zum Beispiel durch einen Hyperlink oder einen Kommentar. Dazu ergänzt er sein Dokument mit Marken. Sie existieren für unterschiedlichste Zwecke. Aber nicht alle Autoren wissen mit Marken richtig umzugehen.

Besitzt ein Dokument eine oder mehrere Marken, dann werden sie erst sichtbar, wenn man sich die Steuerzeichen anzeigen lässt. Es erscheint ein schmaler Balken. Adobe FrameMaker besitzt verschiedene Markentypen, der Autor kann darüber hinaus eigene Typen einstellen.

FrameMaker-eigene Marken realisieren folgende Funktionen: Mit Hypertext-Marken werden interaktive Funktionen, zum Beispiel das Öffnen eines Weblinks, im Dokument hinterlegt. Sie werden an der gewünschten Position eingefügt, können über das Dialogfeld „Hypertext“ eingegeben und direkt getestet werden. Auch in der PDF-Ausgabe werden sie als Funktion umgesetzt.

Querverweis-Marken kann der Autor verwenden, um in ein Dokument Verweise auf die speziell eingefügten Querverweismarken zu integrieren. Die Nutzung von Querverweismarken – im Gegensatz zu Querverweisen auf Absätze – ermöglicht, den im Querverweis angezeigten Text abweichend von einem Absatzinhalt zu gestalten.

Marken vom Typ Kopf-/Fußzeile $x lassen sich dazu nutzen, um im Textfluss Informationen zu hinterlegen, die in Kopf- und Fußzeilenbereichen über Systemvariablen, jedoch nicht im Text selbst angezeigt werden sollen. Der Autor kann sie dazu einsetzen, um zu lange Titel, die in der Kopfzeile keinen Platz fänden, in verkürzter Form zu ersetzen. Anstelle des Absatztextes wird in der Kopfzeile der Markeninhalt angezeigt.

Indexmarken, Marken vom Typ Glossar, Kommentar, Thema und alle benutzerdefinierten Markentypen sind dafür konzipiert, um im Dokument Inhalte zu hinterlegen, die anschließend durch das Generieren von Listen genutzt werden. Üblicherweise wird diese Funktion eingesetzt, um aus den im Dokument eingefügten Indexmarken einen Index zu erstellen. FrameMaker bietet zudem die Möglichkeit, Listen aus Marken beliebigen Typs zu erzeugen. Möglich ist, die Einträge in den generierten Markenlisten alphabetisch oder in der Reihenfolge ihres Vorkommens im Text sortiert auszugeben. Wird ein Index aus Marken generiert, werden die Markentexte alphabetisch sortiert und mit einem zusätzlich eingefügten Anfangsbuchstaben gruppiert aufgelistet.

Wichtig für den Umgang: Marken, die ausgeblendeten bedingten Text enthalten, werden vom Programm erstellt, genutzt und sollten niemals manuell bearbeitet werden.

Arbeiten im Dokument

Um Marken effizient in FrameMaker erstellen und bearbeiten zu können, besitzen Version 9 und 10 einen speziellen Arbeitsbereich, den „Marken-POD“. Er wird über das Menü Darstellung > POD > Marken geöffnet. Darin sind alle Marken aufgelistet, die im Dokument/Buch enthalten sind. Alternativ empfiehlt es sich, das geöffnete Marken-Dialogfeld auf der Programmoberfläche zu verankern – Abbildung 1. Für die Auswahl von Marken wird unter dem Markendialog das offene Suchen-Dialogfeld verankert, so dass beide Dialogfelder gleichzeitig genutzt werden können. Besonders dann, wenn mehrere Marken nebeneinander liegen, ist es mit der Maus nicht möglich, eine konkrete Marke auszuwählen, weil die Marken-Steuerzeichen keine Breite haben.

Über die Liste „Markentyp“ wählt der Autor den Markentyp aus.

Der Anwender kann im Dokument oder Buch nach beliebigen Marken, nach Marken eines bestimmten Typs und nach konkretem Markentext suchen. Sollen Marken bearbeitet werden, kann über die Liste im POD oder mit der Suche von Marke zu Marke gewechselt werden und im Marken-Dialogfeld der Markentext direkt kontrolliert und korrigiert werden.

Konsequenzen für den Übersetzungsprozess

Es ist praktisch, zum Erstellen einer Indexmarke einfach ein Wort zu markieren. Das Wort wird direkt in den Markentext übernommen und die Indexmarke vor dem Wort eingefügt. Marken werden im Übersetzungsprozess jedoch als Tags erkannt und trennen damit bereits im Translation-Memory-System hinterlegte Texte. Noch unvorteilhafter ist es, wenn Marken in einem Wort eingefügt werden und damit das Wort für die Rechtschreibprüfung unkenntlich wird. Um dies zu vermeiden, empfiehlt es sich, alle Marken an den Anfang eines Satzes oder Absatzes zu verschieben.

Dokumente mit Navigationshilfe

Im Dialogfeld „Hypertext“ sind in der Liste „Befehl“ viele Funktionen angegeben. Sie ermöglichen direkt im FrameMaker-Dokument zu navigieren oder zum Beispiel Meldungen auszugeben. Nur ein Teil davon wird in einer PDF-Ausgabe berücksichtigt: Das Navigieren innerhalb des Dokuments, das Springen zu anderen Dokumenten und der Sprung zu einer URL. Diese Funktionen sind ausreichend, um in der Ansicht eines PDF-Dokuments auf jeder Seite eine kleine Symbolleiste anzuzeigen, über die zum Inhaltsverzeichnis, Index, zur vorherigen Ansicht, zur vorherigen/nächsten Seite oder auch zu einem externen Bestellformular gesprungen werden kann. Dazu ordnet der Anwender auf den Vorgabeseiten einfache passende grafische Symbole und darüber jeweils einen kleinen Textrahmen an. In den Textrahmen werden die Hypertextmarken mit dem passenden Befehl eingefügt. Die Textrahmen sollten sich nicht überlappen, da im PDF die aktive Fläche in der Größe des Textrahmens erscheint.

Einsatz generierter Markenlisten

Neben einem Index oder dem Einsatz von Glossarmarken können benutzerdefinierte Marken für das Erzeugen spezieller Übersichten genutzt werden – Abbildung 2. In einer ausführlichen Beschreibung von Menübefehlen lassen sich die Begriffe zusammen mit ihren Shortkeys zusätzlich in Markentexten erfassen und daraus eine Kurzreferenz generieren. Wird in einer Anleitung an vielen Stellen auf unterschiedliche Schmiermittel hingewiesen und sollen diese in der Publikation als Übersicht ausgewiesen werden, können diese Informationen in Marken eingetragen werden. Kommen an verschiedenen Stellen im Dokument Verweise auf bestimmte Ersatzteile vor, lassen sich die Teilenummern und Bezeichnungen in Markentexten einfügen. Werden diese Marken zum Beispiel direkt an einer Positionsnummer, die auf das Teil verweist, eingefügt, kann aus der erzeugten Markenliste direkt zur Abbildung des Ersatzteils im Dokument gesprungen werden.

Der Autor kann mit Marken die verschiedensten Listen erzeugen, zum Beispiel einen Index. Dafür kann er die Marken in unterschiedlichen Varianten ordnen.

Im Markentext kann der Autor Text und Steuerzeichen, zum Beispiel Tabulatoren, angegeben. Da der Markentext maximal 255Byte lang sein darf, dürfen maximal 255 westeuropäische Zeichen (Latin1) oder 127 Unicodezeichen (zum Beispiel für Kyrillisch) eingegeben werden.
Beim Erzeugen einer Markenliste wird im generierten Dokument auf der Referenzseite – analog zu Inhaltverzeichnissen – ein Textrahmen eingefügt, in dem die Komponenten der Liste formatiert und modifiziert werden können.

Nicht sichtbare Inhalte extrahieren

Marken lassen sich auch in strukturierten FrameMaker-Dokumenten nutzen. Mit der konkreten Gestaltung von Read-Write-Rules für den Import von XML-Dateien, werden Elemente direkt als Marken interpretiert und der Elementtext in Markeninhalt umgewandelt. Für die Interpretation von typischen URL-Elementen, die als Inhalt den anzuzeigenden Text und die Linkadresse in einem Attribut enthalten, lässt sich ein einfaches XSLT-Script beim Import voranstellen. Damit kann eine neue Hypertextmarke erzeugt werden, in der der Attributinhalt mit der Link-Öffnen-Syntax zusammengesetzt wird. Der Text des URL-Elements erscheint daneben als formatierbares Inline-Element. Der Einsatz von Adobe FrameMaker als Publikationswerkzeug von XML-Daten bietet somit Möglichkeiten, Informationen, die im Text im gewählten Kontext selbst nicht erscheinen sollen, auf einfache Weise aus den Dokumenten zu extrahieren und zusätzlich darzustellen.

Beispiel per E-Mail
Zu diesen Praxistipps ist ein Beispielpaket verfügbar. Es umfasst ein Dokument und eine aus dem Markeninhalt des Dokuments generierte Datei. Um das Paket abzurufen, .............

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